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Frag den Medizinmann! Untersuchung von traditionellen Heilpflanzen gegen Wurmerkrankungen.

Das Beleuchten von alten Wegen kann sich mitunter lohnen. IPB-Wissenschaftler haben im Team mit Partnern aus Botswana, der Schweiz und der MLU Heilpflanzen aus Botswana unter die Lupe genommen, die von dortigen Heilern traditionell zur Bekämpfung von Bilharziose und anderen Wurmerkrankungen genutzt werden. Untersucht wurde die Aktivität von Extrakten zehn verschiedener Pflanzenarten auf insgesamt sechs verschiedene parasitische Haken- und Spulwürmer. Dabei erwiesen sich die Extrakte von zwei der getesteten Pflanzenarten, nämlich von Laphangium luteoalbum und Commiphora pyaracanthoides schon bei geringen Konzentration als besonders wirksam gegen Schistosoma mansoni, den Erreger der Darmbilharziose.

Bilharziose und weitere Wurmerkrankungen betreffen mehr als 2,7 Milliarden Menschen der ärmsten Bevölkerungsgruppen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die vernachlässigten Tropenkrankheiten sind auch in Botswana weit verbreitet und werden hier wie andernorts mit der massenhaften Verabreichung von Antiwurmmitteln bekämpft. Dennoch hat der Befall mit Schistosoma-Arten in den letzten Jahren zugenommen und künftige Bilharziose-Epidemien können nach Meinung der Experten nicht ausgeschlossen werden Die prophylaktische Massenmedikation der Bevölkerung ist daher als einzige Bekämpfungsmaßnahme nicht ausreichend, zumal die begrenzte Anzahl der verwendeten Anthelminthika und ihr längerer Einsatz unweigerlich zu Resistenzen gegen die Antiwurmmittel führt. Es besteht demnach ein ständiger Bedarf an neuen Medikamenten gegen Wurmbefall. Obgleich Botswana über ein modernes Gesundheitssystem verfügt, wenden sich viele Menschen mit Wurmerkrankungen an ihre traditionellen Heilpraktiker und generell gilt die traditionelle Medizin in Afrika als eine wichtige Stütze der medizinischen Grundversorgung. Eine Suche nach Wirkstoffen in den seit Jahrhunderten verwendeten Heilpflanzen kann daher vielversprechend sein, wie die vorliegende Publikation beweist. Es ist die erste umfassende Charakterisierung der anthelminthischen Bioaktivität traditioneller Heilpflanzen Botswanas. Die Studie fand im Rahmen des deutsch-afrikanischen Partnerprogramms Trisustain statt.

Originalpublikation:
Mthandazo Dube, Boingotlo Raphane, Bongani Sethebe, Nkaelang Seputhe, Tsholofelo Tiroyakgosi, Peter Imming , Cécile Häberli, Jennifer Keiser, Norbert Arnold & Kerstin Andrae-Marobela. Medicinal Plant Preparations Administered by Botswana Traditional Health Practitioners for Treatment of Worm Infections Show Anthelmintic Activities. Plants 2022, doi: 10.3390/plants11212945.

Diese Seite wurde zuletzt am 19 Mar 2025 geändert.