Chemische Diversität auf der Blattoberfläche

Der erste Kontakt von Blattpathogenen mit ihren (potentiellen) Wirten findet auf der Blattoberfläche statt. Hier tragen spezialisierte Metaboliten zu der Entscheidung bei, ob das Pathogen die Pflanze befallen kann oder ob die Pflanze dies erfolgreich verhindern kann. Die chemische Zusammensetzung auf der Blattoberfläche wird von Metaboliten und Enzymen der Pflanze und des Pathogens bestimmt und ist für die chemische Kommunikation der Partner von Bedeutung.

Unsere Arbeiten konzentrieren sich auf zwei Schwerpunkte:

  • Wie werden Pflanzenmetaboliten synthetisiert und auf die Blattoberfläche transportiert?
  • Wie tragen die Metaboliten zur Pathogenabwehr bei?

Um Substanzen zu identifizieren, die auf der Blattoberfläche akkumulieren, führen wir ungerichtete Metabolitenanalysen mittels UPLC-ESI-QTOF-MS durch. Die Strukturen der Moleküle, die präferentiell nach Inokulation mit P. infestans auf der Blattoberfläche vorhanden sind, werden durch Tandem-MS und bioinformatische Ansätze der Arbeitsgruppe von Steffen Neumann aufgeklärt. Die funktionelle Charakterisierung von ausgewählten Metaboliten umfasst die Analyse der Wachstums- und Sporenkeimungs-Inhibierung eines GFP-exprimierenden P. infestans-Isolats (freundlicherweise von Felix Mauch, Universität Fribourg, Schweiz, zur Verfügung gestellt; Eschen-Lippold et al., 2009).

Wir konnten auf diese Weise einen MATE-Transporter aus Arabidopsis identifizieren, der für den Export spezifischer, Sporenkeimungs-inhibierender Hydroxyzimtsäure-Amide (HCAA) verantwortlich ist (Abb. 2). Der Transfer zweier Gene für die Biosynthese (ACT) und den Transport (DTX18) aus Arabidopsis in Kartoffelpflanzen führt zu hohen Mengen an HCAA auf der Blattoberfläche. Dies korreliert mit einer erhöhten Abwehr gegen Infektionen mit P. infestans, was die Bedeutung von antimikrobiellen Oberflächenmetaboliten für die erfolgreiche Pathogenabwehr zeigt (Dobritzsch et al., 2016).

Der ABC-Transporter PEN3, der für die Penetrationsresistenz von Arabidopsis gegen P. infestans notwendig ist (Stein et al., 2006), transportiert Produkte des Enzyms PEN2 in den Apoplasten. Wir identifizierten eine Substanz, die PEN2-abhängig synthetisiert und in vitro PEN3-abhängig transportiert wird (Zusammenarbeit mit Bernhard Westermann, IPB und Markus Geisler, Universität Fribourg, Schweiz). Diese Substanz wirkt jedoch nicht antimikrobiell, sondern verstärkt flg22-induzierte Kalloseablagerung in Arabidopsis-Keimlingen (Matern et al., 2019). In einem DFG-geförderten Projekt untersuchen wir zurzeit Oberflächenmetaboliten auf Blättern von Wildformen der Kartoffel, die resistent gegen P. infestans sind.

PAMP-vermittelte Abwehr in Kartoffel

Die Kartoffel (Solanum tuberosum L.) ist eine Wirtspflanze für P. infestans. Interessanterweise kann die anfällige Kartoffelsorte Désirée durch die Behandlung mit dem Oligopeptid Pep-13, einem Pathogen-assoziierten Muster („pathogen associated molecular pattern“, PAMP) aus Phytophthora, eine Infektion abwehren (Brunner et al., 2002). Die Erkennung von Pep-13 führt zur Aktivierung einer starken, lokalen Abwehrantwort, die durch die Akkumulation von Salicylsäure, Jasmonsäure und Wasserstoffperoxid, sowie einem lokalen, hypersensitiven Zelltod charakterisiert ist (Halim et al., 2004; Halim et al., 2009; Abb. 2). Wenn Pep-13-behandelte Pflanzen anschließend mit P. infestans inokuliert werden, sind Krankheitssymptome und Pathogenbiomasse reduziert. Um die Mechanismen dieser induzierten Resistenz zu verstehen, wurden durch Microarray-Analysen und RNA-Sequenzierung Gene identifiziert, die durch Pep-13-Behandlung aktiviert werden. Ausgewählte Kandidatengene werden funktionell analysiert, indem in transgenen Pflanzen ihre Expression herabgesetzt wird.

Für die Perzeption von Pep-13 wird eine plasmamebranständige Rezeptorkinase („receptor-like kinase“, RLK) postuliert. Wir zeigten, dass BAK1, ein Co-Rezeptor von RLK, für die frühen Reaktionen auf Pep13-Behandlung notwendig ist. In transgenen Pflanzen mit verringerter BAK1-Expression wird allerdings, trotz stark reduzierter Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies und stark reduzierte MAP-Kinase-Aktivierung, die Expression von Abwehrgenen beobachtet.

Kartoffelpflanzen mit reduzierter Expression des Syntaxin-Gens StSYR1 können keine Kallose-haltigen Papillen mehr an den Infektionsstellen bilden (Eschen-Lippold et al., 2012), was auf die Bedeutung von Vesikel-Fusionsprozessen für die Zellwandverstärkung hinweist. In Zusammenarbeit mit Ingo Heilmann (MLU Halle) untersuchen wir die Rolle von Phosphoinositiden für sekretorische Prozesse während der PAMP-vermittelten Abwehr.

Unsere Untersuchungen zeigten weiterhin, dass der ABC-Transporter ABCG1 für die Bildung von Suberin in Kartoffel verantwortlich ist. Suberin ist ein lipophiles Polymer, das als Transpirationsbarriere fungiert. Transgene Pflanzen mit reduzierter ABCG-Expression können kein Suberin mehr in der Knollenschale bilden, was zu einem defekten Periderm und erhöhtem Wasserverlust führt. Metaboliten-Analysen zeigten massive Veränderungen in der Suberin-Zusammensetzung, sowie die Akkumulation von Suberinvorstufen, was auf eine Rolle des Transporters beim Export von Suberinmonomeren hinweist (Landgraf et al., 2014). Im Rahmen des Graduiertenprogramms „Agripoly“ (MLU Halle, Hochschule Anhalt) untersuchen wir zurzeit die Rolle von Suberin für die Pathogenantwort mittels CRISPR-Cas9-editierter Kartoffelpflanzen.

Referenzen:

Diese Seite wurde zuletzt am 10 Feb 2017 12 Nov 2019 12 Nov 2019 12 Nov 2019 12 Nov 2019 12 Nov 2019 12 Nov 2019 geändert.