Bakterielle Metallopeptidasen: neue Targets für Infektionskrankheiten.
Wegen der vermehrten Resistenzen von Mikroorganismen gegen herkömmliche Antibiotika avancieren bakterielle Infektionskrankheiten zunehmend zum weltweiten Gesundheitsproblem. Die Identifizierung neuer Angriffsziele (Targets) im bakteriellen Organismus und die Entdeckung neuer antibakterieller Verbindungen gehören daher zu den drängenden Problemen unserer Zeit. Wissenschaftler der Universität Havanna haben im Verbund mit dem IPB einen Übersichtsartikel zu bakteriellen Metallopeptidasen veröffentlicht und deren Tauglichkeit als neue Angriffspunkte für bakterizide Medikamente diskutiert. Metallopeptidasen sind an entscheidenden Prozessen des bakteriellen Wachstums und der Infektion beteiligt. Sie spielen eine Rolle bei Protein- und Peptidabbau, beim Zugang zum Wirtsgewebe, bei der Cysteinversorgung zur Redoxkontrolle, bei der Transkriptionsregulation, der ortsspezifischen DNA-Rekombination und bei der Schwefelwasserstoffproduktion der Mikroorganismen. Manche der Metallopeptidasen sind physiologisch gesehen nicht essentiell, beeinflussen aber maßgeblich die Virulenz der Bakterien und ihre Fitness unter widrigen Bedingungen wie Nährstoffmangel und hohen Temperaturen. Im Review beschreiben die Autoren die strukturellen und kinetischen Eigenschaften der bakteriellen Enzyme und stellen einige geeignete Inhibitoren vor. Ihr Fazit lautet: Für eine gesicherte Feststellung einzelner Peptidasen als Zielstrukturen für Medikamente und den therapeutischen Nutzen entsprechender Inhibitoren ist eine gründliche Analyse aller beteiligten Faktoren notwendig.
Originalpublikation:
Jorge González-Bacerio, Ana C Varela, Mirtha E Aguado, Maikel Izquierdo, Yanira Méndez, Maday A Del Rivero & Daniel G Rivera. Bacterial Metalo-Aminopeptidases as Targets in Human Infectious Diseases. Curr Drug Targets 2022;23(12):1155-1190. doi: 10.2174/1389450123666220316085859