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Hautpflegemittel aus pflanzlichen Glucosylceramiden?

Pharmazeuten aus Äthiopien haben gemeinsam mit Wissenschaftlern des IPB und der MLU jüngst eine Studie zum Glucosylceramidgehalt von verschiedenen Pflanzenarten veröffentlicht. Ceramide sind Lipide der menschlichen Haut. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der dermalen Barrierefunktion und der Hautfeuchtigkeit. Die zu den Sphingolipiden zählenden Substanzen werden in kosmetischen Präparaten zur Haut- und Haarpflege, aber auch zur Prävention von Neurodermitis und Schuppenflechte eingesetzt. Pflanzen könnten als gute Ceramidquelle genutzt werden; allerdings enthalten pflanzliche Sphingolipide hauptsächlich Glucosylceramide, die man zunächst von ihrem Zuckerrest befreien müsste. Die Ceramidgewinnung aus Pflanzen scheitert demnach am Fehlen einer wirtschaftlichen Hydrolysemethode zur Umwandlung von Glucosylceramid in Ceramid.

In ihrer Studie hat das Forscherteam die verschiedenen Glucosylceramide von Lupine (Lupinus albus), Mungobohne (Vigna radiata) und Gerste (Hordeum vulgare) isoliert, mit hochauflösender Tandem-Massenspektrometrie identifiziert und anschließend quantifiziert. Dabei erwiesen sich die Glucosylceramidgehalte aller drei Pflanzenarten als vergleichbar. Qualitativ stachen jedoch die Bohnen der Lupine hervor, deren Glucosylceramide zu 98 Prozent aus der gleichen Substanz bestanden. Die gewonnenen Glucosylceramide konnten anschließend mit einer milden Säurebehandlung zu Ceramiden hydrolysiert werden. Die Methode ist nach Meinung der Autoren ökonomisch und effektiv, um eine Ceramidgewinnung aus pflanzlichen Rohstoffen künftig in Betracht zu ziehen. Bezüglich Erschwinglichkeit, Wirkstoffgehalt und Ertrag wäre dabei die Lupinenbohne die bevorzugte alternative kommerzielle Quelle für Glucosylceramide.

Referenz:
Admassu Assen Adem, Anteneh Belete, Alena Soboleva, Andrej Frolov, Efrem N Tessema, Tsige Gebre-Mariam & Reinhard Neubert. Structural characterization of plant glucosylceramides and the corresponding ceramides by UHPLC-LTQ-Orbitrap mass spectrometry. J. Pharm. Biomed. Anal. 2020, 192:113677, doi: 10.1016/j.jpba.2020.113677.