Katharina Bürstenbinder ist Professorin an der Uni Marburg

Katharina Bürstenbinder wird ab dem 1. November 2023 eine Professur für Zellbiologie an der Philipps-Universität Marburg antreten. Damit endet für die Leiterin der Arbeitsgruppe Zelluläre Koordination ihre sehr erfolgreiche und von beachtlichem Engagement geprägte Zeit am IPB. Diese begann im Jahre 2010, als die gebürtige Berlinerin frisch promoviert direkt von der Uni Kiel ans IPB, in die Abteilung Molekulare Signalverarbeitung wechselte und hier den Grundstein für ihre aktuelle Thematik legte. Die hat vor allem die Charakterisierung der IQD-Proteine im Fokus, eine Proteinfamilie, die allein in Arabidopsis aus 33 Mitgliedern besteht. Als Calmodulin-bindende Faktoren sind die IQDs offenbar an zahlreichen pflanzlichen Wachstums- und Entwicklungsprozessen beteiligt, aber ihre konkrete Aufgabe im zellulären Gefüge suchte noch ihren Entdecker.

Die  Funktionsaufklärung dieser noch wenig erforschten Proteine war ein erklärtes Ziel von Frau Bürstenbinder, das sie erfolgreich und mit großer Hartnäckigkeit verfolgte (siehe <link oeffentlichkeit pressemitteilungen presse-detail newsticker-wissenschaft-72-zellbiologie>Newsticker #72, <link oeffentlichkeit pressemitteilungen presse-detail newsticker-wissenschaft-84-zellbiologie>#84, <link oeffentlichkeit pressemitteilungen presse-detail newsticker-wissenschaft-110-zellwandpolymere>#110 und <link oeffentlichkeit pressemitteilungen presse-detail newsticker-wissenschaft-150-zellbiologie>#150). Ihren Ergebnissen zufolge sind einige der IQDs eng an das Zytoskelett gekoppelt. Sie spielen, vor allem in Phasen der Zellteilung, eine große Rolle bei der korrekten Bildung der Teilungsebene und kontrollieren Form und Größe der Blattepidermiszellen. Ein Fehlen dieser IQDs in Mutantenpflanzen resultiert in fehlerhaften Teilungsebenen und abnormal geformten Zellen. Diese Normabweichung in der Zellarchitektur – zumal bei den auch natürlicherweise  unregelmäßig geformten Blattepidermiszellen - konnte zunächst nur als subjektiver Eindruck eingefangen und durch zeitraubende Vermessungen von Einzelzellen inklusive ihrer Ausbuchtungen und Einstülpungen wissenschaftlich begründet werden. Ein aufwändiges Unterfangen und nicht objektiv genug, befand Frau Bürstenbinder. Und gemeinsam mit zwei Informatikerinnen der MLU entwickelte sie PaceQuant –  ein Open-Source-Programm das automatisch die spezifischen Parameter von hundert Epidermiszellen gleichzeitig erfasst und auswertet (siehe <link oeffentlichkeit aktuelles artikel-detail die-vermessung-des-unmessbaren>Die Vermessung des Unmessbaren).

Diesen engen Austausch mit anderen Experten, den Kontakt zu Chemikern und Informatikern, nicht nur am Campus, sondern selbstverständlich auch am IPB, hat Frau Bürstenbinder hier ganz besonders geschätzt. „Darüber hinaus ist die technische Ausstattung des Instituts natürlich überragend“, sagt die angehende Professorin „und dieses exzellente Equipment konnte ich auch ausreichend lange nutzen, um die ersten wissenschaftlichen Erfolge zu erzielen. Für diese Zeit, die mir hier eingeräumt wurde, bin ich sehr dankbar.“ Und das hat sich gelohnt. Für ihre ausgezeichneten Forschungsergebnisse wurde Frau Bürstenbinder letztes Jahr ins AcademiaNet – eine Expertendatenbank für herausragende Wissenschaftlerinnen aufgenommen. Neben ihren erreichten Meilensteinen in der Wissenschaft, hat sich Frau Bürstenbinder in einigen weiteren Gebieten engagiert und eingebracht. Sie war Projektleiterin nach dem Gentechnikgesetz, Sprecherin der Wissenschaftlichen Institutsrats und Diversitätsbeauftragte des IPB. Auch an Lehrveranstaltungen für Bachelor- und Masterstudenten hat sie sich mit Freude beteiligt. Mit der Lehre geht’s in Marburg sofort weiter. Ab dem 3. November hält sie dort ihre ersten Vorlesungen des Mastermoduls Zellbiologie. Und in der Forschung gibt’s natürlich noch viele spannende Fragen zum pflanzlichen Zytoskelett zu klären. Wir gratulieren ihr herzlich und wünschen viel Erfolg!