Gute Antikrebswirkung von synthetischen Anthrachinonderivaten.
Anthrachinon und seine Derivate sind bioaktive Naturstoffe mit vielfältigen antibiotischen und krebshemmenden Wirkungen. Die aromatischen Verbindungen kommen in verschiedenen Pflanzenfamilien, wie Schmetterlingsblütlern und Johanniskrautgewächsen, vor, sind aber auch in Pilzen und Insekten zu finden. Wissenschaftler des IPB haben jüngst 29 synthetische Anthrachinonderivate auf ihre Aktivität gegen verschiedenen Krebszelllinien getestet. Als Referenz nutzte man Anthrachinon und Emodin – ein natürliches Anthrachinonderivat aus der Rhabarberart Rheum palmatum, das in der Behandlung verschiedener Krebsarten bereits eingesetzt wird.
Die meisten der untersuchten Verbindungen wiesen gegen alle untersuchten Zelllinien, also gegen Kolon-, Prostata-, Leber- und Gebärmutterhalskrebszellen, eine hemmende Wirkung auf. Die höchste zytotoxische Aktivität gegen Prostatakarzinomzellen zeigte die Verbindung 1,4-Bis(benzyloxy)-2,3-bis(hydroxymethyl)anthracen-9,10-dion. Diese Substanz, so die Ergebnisse weiterer Studien, aktiviert in den entarteten Zellen den Caspaseweg und löst damit den programmierten Zelltod aus. Mit einem IC50-Wert von 4,65 µM war dieses synthetische Anthrachinonderivat etwa sechsmal wirksamer als die natürliche Vergleichsreferenz Emodin. Alle untersuchten Anthrachinonverbindungen stammen aus der Substanzbibliothek des Instituts und sind den natürlichen Anthrachinonen sehr ähnlich.
Natürliche Anthrachinone aus verschiedenen Pflanzen finden als Abführ-, Antimalaria- und Antikrebsmittel bereits vereinzelte Anwendung. Ihre synthetischen Derivate werden in der Farbstoff- und Papierindustrie und zur Produktion von Wasserstoffperoxid verwendet. Die Tatsache, dass die Natur diese Verbindungen häufig einsetzt, um bestimmte Wirkungen zu erzielen, sollte nach Meinung der Autoren Ansporn sein, ihr medizinisches Potential und die entsprechenden Wirkmechanismen genauer unter die Lupe zu nehmen.

