Dass ein Forschungsinstitut Studenten, Diplomanden und Doktoranden ausbildet, gehört zum Profil und zur Daseinsberechtigung einer wissenschaftlichen Einrichtung. Weniger selbstverständlich ist die Ausbildung in verschiedenen Berufszweigen, wie sie am Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB) seit 1993 mit großem Engagement und beachtlichen Erfolgen betrieben wird. So absolvieren am Institut fortlaufend etwa zehn Azubis eine Ausbildung in den Berufen Gärtner/in für Zierpflanzenbau, Chemielaborant/in, Bürokauffrau/-mann und Fachinformatiker/in für Systemintegration.
Die Anforderungen sind hoch. Nach einem institutsinternen Eignungstest werden von 80 bis 100 Bewerbern pro ausgeschriebene Stelle ein bis zwei Kandidaten ausgewählt, die dann, fachkundig angeleitet von sechs Betreuern, ihre dreijährige Ausbildung am Institut durchlaufen. Alle von der Industrie- und Handelskammer vorgeschriebenen Lehrinhalte werden am IPB zeitnah vermittelt und in die Praxis umgesetzt. Gemäß dem Motto „Fordern und Fördern“ investieren die Betreuer sehr viel Zeit und Energie in die möglichst frühzeitige Einbindung der Auszubildenden in die betrieblichen Vorgänge.
In monatlichen Lehrunterweisungen werden zudem allgemeine Rechtsgrundlagen vermittelt. Die Azubis müssen regelmäßig Fachberichte schreiben und Vorträge zu ausgewählten (und manchmal selbstgewählten) Themen halten. „Diese Maßnahmen dienen in erster Linie der Persönlichkeitsbildung“, sagt Personalleiterin Kerstin Balkenhohl. „Die jungen Leute müssen lernen, sich intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen und dieses dann öffentlich zu präsentieren“. Das erhöhe ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt ungemein.
Diese Investition in junge Ressourcen zahlt sich sehr bald aus. „Nach etwa anderthalb Jahren sind unsere Azubis so fit, dass sie in viele Prozesse einbezogen werden können und kleinere Projekte eigenverantwortlich bearbeiten“, konstatiert Frau Balkenhohl. In der Regel bestehen alle Lehrlinge ihre Abschlussprüfungen mit guten bis sehr guten Ergebnissen. 2007 erhielt das Institut das Zertifikat Erfolgreicher Ausbildungsbetrieb im Gartenbau. 2008 bewarb sich ein Azubi des IPB erfolgreich für ein Begabtenförderungsstipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Auch bei den externen Evaluierungen durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft wird die Ausbildung am Institut regelmäßig als vorbildlich angesehen.
Der wichtigste Erfolgsfaktor ist jedoch die Vermittlung der jungen Berufsanfänger auf dem Arbeitsmarkt. Um den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, ist man am Institut bestrebt, jedem Ausgelernten eine befristete Anstellung in den eigenen Reihen zu ermöglichen. So wurden von den 33 Personen, die bisher ihre Ausbildung am IPB abschlossen, 23 befristet und sieben unbefristet eingestellt. „Mit diesem Startkapital an Berufserfahrung gelingt es in der Regel jedem unserer Azubis in der Arbeitswelt Fuß zu fassen“, sagt Ausbilderin Balkenhohl.
Die treibende Kraft für dieses Engagement entspringt sowohl persönlichen als auch gesellschaftlichen Motiven. „Als Mitarbeiter einer öffentliche Einrichtung ist es uns ein Bedürfnis, Ausbildungsplätze zu schaffen und damit jungen Menschen in dieser Region eine Perspektive zu geben“, führt Kerstin Balkenhohl aus. „Auf der anderen Seite ist der tägliche Umgang mit den Jugendlichen sehr erfrischend und macht Spaß. Es ist für uns Ausbilder sehr erfüllend, zu sehen, wie die Azubis sich in den drei Jahren entwickeln, wie sie selbstbewusster werden und ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen ausbauen. Zudem ist der Lernprozess keineswegs einseitig. Auch wir können und wollen von den jungen Menschen lernen.“
Caroline Stolzenbach, die ihre Ausbildung 2009 beendete und jetzt als Bürokauffrau am IPB arbeitet, ist rückblickend begeistert von ihrer Lehrzeit am Institut: „Wir wurden hier in den Kollegenkreis sehr gut aufgenommen und jeder nahm sich viel Zeit für uns.“ Die schönste und wichtigste Erfahrung war für die 23-Jährige jedoch die Förderung, die sie erfuhr: „Es wurde uns etwas zugetraut. Wir mussten weit mehr tun als Schreddern, Kopieren und Kaffeekochen. Dass man uns ernst nahm, hat uns alle motiviert, unser Bestes zu geben.“