Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen stärken

Ab sofort zur Veröffentlichung frei - 28.12.2006
Von Tobias D. Höhn, dpa Halle

Der geschäftsführende Direktor des Leibniz-Institutes für Pflanzchenbiochemie in Halle, Dierk Scheel, möchte den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft forcieren. "Oft sind diese Produkte viel gesünder. Kartoffeln zu züchten, die eine sehr gute Resistenz gegen Erreger der Kraut- und Knollenfäule haben, wäre ideal", sagte der Professor in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Biologisch-ökologischer Anbau und der Einsatz transgener Pflanzen sollten laut Scheel voneinander lernen.

"Wichtig ist, dass wir in Deutschland die Diskussion wieder mehr mit dem Kopf führen, nicht mit dem Bauch", sagte der 55-jährige mit Blick auf Proteste gegen den Einsatz von Genpflanzen. "Wir vergessen immer, dass alle von Schädlingen befallenen Pflanzen Abwehrstoffe produzieren, die für den Menschen schädlich sind, denn die Toxine werden über Mehl oder Brot in die Nahrungskette eingeschleust." Bei transgenen Pflanzen wie Mais oder Raps seien einzelne Gene so verändert worden, dass sie von weniger Insekten befallen würden. "Damit sind auch weniger Insektizide nötig." In Europa seien bislang kaum gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut worden, in den USA hingegen sei der Anbau von "Gen-Sojabohnen" und "Gen-Mais" weit verbreitet.

Den deutschen Weg der Einzelfallprüfung der Pflanzen begrüßte er, kritisierte aber die Haftungsforderung, nach der künftig der Verursacher den Schaden zahlen muss, wenn seine Genpflanzen durch Pollenflug auf Nachbarfelder geraten. Der Forscher befürchtet, dass durch weniger Versuche auf Feldern ein Rückschritt in der Wissenschaft droht - auch, weil in den vergangenen Jahren die finanzielle Unterstützung weniger geworden sei. Umso mehr wirbt Scheel, der auch Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina ist, für eine bessere Aufklärung auch unter Schülern und Lehrern.

Das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie wurde 1958 gegründet und ist eines von 84 Leibniz-Instituten in Deutschland. Es wird zur Hälfte von Bund und Land gefördert und beschäftigt rund 180 Mitarbeiter.

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