Egon Stahl Award für Professor Detlef Gröger

Wissenschaftler des Leibniz-Institutes für Pflanzenbiochemie erhält Preis für sein Lebenswerk

Ab sofort zur Veröffentlichung frei - 06.09.2005

Professor Detlef Gröger, ehemaliger Wissenschaftler des Leibniz-Institutes für Pflanzenbiochemie (IPB), wurde jüngst mit dem Egon Stahl Award in Gold für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der pharmazeutischen Biologie ausgezeichnet. Der mit 5000 Euro dotierte Preis ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung (GA). Die Preisverleihung fand am 22. August 2005 im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der 53. Jahrestagung der GA in Florenz statt. Professor Gröger forschte seit Gründung des Instituts 1958 bis zu seiner Emeritierung 1994 an alkaloiden Pflanzenstoffen und hat sich besonders auf dem Gebiet der Mutterkornalkaloide einen Namen gemacht. "Die Würdigung seines Lebenswerkes erfüllt uns mit Stolz und Freude", konstatiert die geschäftsführende Direktorin des IPB, Professor Toni M. Kutchan.

Detlef Gröger wurde 1929 in Zschortau bei Leipzig geboren. Er studierte Pharmazie an der Martin-Luther-Universität in Halle und promovierte 1957 am Institut für Kulturpflanzenforschung in Gatersleben in der berühmten Forschungsgruppe von Kurt Mothes über Mutterkornalkaloide. Ein Jahr später kam er mit Mothes nach Halle an das neu gegründete Institut für Biochemie der Pflanzen. Hier erhielt Gröger 1963 die Habilitation und wurde 1971 zum Professor der Akademie der Wissenschaften der DDR berufen. Seit 1972 lehrte er Pharmazeutische Biologie an der Martin-Luther-Universität in Halle.

Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit stand die Entwicklung von Produktionsmethoden von Mutterkornalkaloiden in Zellkulturen sowie die Enzymologie und Regulation der Alkaloidbiosynthese im Mutterkornpilz. Getreu dem Motto von Egon Stahl "Jeder Fortschritt in den Methoden ist auch ein Fortschritt in der Wissenschaft" war Detlef Gröger immer offen für die Entwicklung und Etablierung neuer experimenteller Untersuchungsmethoden. Trotz der restriktiven Forschungsbedingungen in der DDR kooperierte er mit über 100 Wissenschaftlern aus aller Welt. Seine außerordentliche Schaffenskraft schlägt sich in etwa 260 Publikationen und 20 Patenten nieder.

Hintergrundinformationen

Die Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung wurde im April 1953 in Camberg gegründet. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Arzneipflanzenforschung durch die Organisation wissenschaftlicher Tagungen, die finanzielle Förderung von Forschungsarbeiten und die wissenschaftliche Beratung öffentlicher Institutionen. Die Gesellschaft hat derzeit etwa 1200 Mitglieder aus 70 Ländern und ist damit weltweit eine der bedeutendsten Gesellschaften auf dem Gebiet der Arzneipflanzenforschung.

Mutterkorn

Als Mutterkorn bezeichnet man die Überwinterungsform eines Pilzes (Claviceps purpurea), der die Ähren von Roggen, Weizen und vielen Wildgräsern befällt. Seine Sporen infizieren die geöffneten Blüten und bilden dort an Stelle des Getreidekorns das dunkelviolette hornförmige Mutterkorn. Gefürchtet ist der Pilz wegen seiner giftigen Inhaltsstoffe, den Mutterkornalkaloiden, die zu Krämpfen, epileptischen Anfällen, Durchblutungsstörungen bis hin zum Absterben von Fingern und Zehen führen kann. Im Mittelalter führte mit Mutterkorn verseuchtes Getreide zu massenhaften Vergiftungen ganzer Dörfer und Städte. Erst im späten 18. Jahrhundert fand man einen Zusammenhang zwischen den Vergiftungen und dem Pilz. Gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die verschiedenen Alkaloide des Mutterkorns, wie zum Beispiel Ergotamin, isoliert und charakterisiert. 1943 entdeckte der Schweizer Chemiker Albert Hofman durch Modifikation eines Mutterkornalkaloids die Psychodroge LSD. Wegen ihrer komplexen physiologischen Wirkung bilden Mutterkornalkaloide heute die Grundlage für einige Medikamente, die u.a. zur Behandlung von Migräne, Durchblutungsstörungen der Parkinson-Krankheit und als wehenstimulierendes Mittel eingesetzt werden. Dem Befall von Roggen durch Mutterkorn versucht man mit der Kultivierung von widerstandsfähigen Getreidesorten und einem regelmäßigen Mähen der Feldränder zu begegnen. Nach der Ernte werden die Mutterkörner durch spezielle Siebverfahren von den Getreidekörnern getrennt. Nach EG-Verordnung Nr. 824/2000 liegen die zulässigen Höchstgrenzen des Mutterkornanteils bei 0,1 % für Futter- und bei 0,05 % für Brotgetreide.

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