12.08.2019
Alte Knochen auf dem Weinberg
Die Baustelle des Neubaus R2 brachte es ans Licht: Das IPB steht auf sehr altem Boden. Mit dem Aushub der Baugrube fand man zunächst die für ungeschulte Laien-Augen kaum zu erkennenden Überreste eines Wohnhauses aus der Bronzezeit (2200 bis 800 Jahre vor Christus). Ob die Menschen damals hier auch Pflanzenforschung betrieben haben, ist unklar, aber Salz haben sie gewonnen. Neben den regelmäßig angeordneten Bodenverfärbungen, die die Holzpfähle des Hauses markieren, zwei kleinen Bronzeringen und einem Steinbeil entdeckte man auch die Überreste von technischer Keramik für die Salzherstellung. „Vermutlich haben die Siedler damals die Sole aus den Quellen im Tal geholt“, sagt Grabungsleiter Thomas Kubenz vom Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie Sachsen-Anhalt. „Hier oben gab es damals viel Wald“, erzählt Kubenz. „Genügend Holz also, um die Sole zu sieden.“
Doch auch die Bronzezeitsiedler waren nicht die Ersten auf dem Hügel. Im abgesteckten Grabungsgebiet, das die Hallenser Archäologen baubegleitend untersuchten, fanden sie außerdem ein Grab aus der Jungsteinzeit (5500 bis 2200 Jahre vor Christus). „Für die relativ kleine Grabungsfläche ist das ein Volltreffer“, freut sich der Archäologe. Aufgrund des hohen Kalkgehaltes im Boden ist das auf etwa 5000 Jahre alt geschätzte Skelett sehr gut erhalten. Es liegt in der für die Epoche typischen Hocklage, Knochen und Zähne sind gut zu erkennen und das Gebiss ist weitestgehend intakt. „Es handelt sich vermutlich um einen jungen Menschen“, führt Kubenz aus, „aber genaues Alter und Geschlecht können erst die Anthropologen bestimmen.“ Wann das passiert, ist indes noch unklar. Grabbeigaben wurden leider nicht entdeckt. Alle Befunde, 40 an der Zahl, werden zunächst säuberlich dokumentiert, sortiert, eingepackt und im Magazin archiviert. Die erhobenen Daten finden ihren Weg in Forschungsdatenbanken, wo sie verbleiben, bis man sie wieder ausgräbt.